Fahrbahnbelag
Wenn sich zwei Oberflächen berühren, entsteht Haftung. Im Fall der Straßenhaftung stellt der Reifen den einen, die Straßenoberfläche den anderen Reibpartner dar. Das Haftvermögen, der Grip, wird vom Straßentyp und dem Zustand der Oberfläche wie Sauberkeit oder Feuchtigkeit bestimmt.
Typische Beobachtungen während einer Sicherheitstour:
- Auf Nebenstrecken, die für Motorradfahrer besonders reizvoll sind, finden wir häufig schlechte Fahrbahnbeläge.
- Eine besondere Rutschgefahr geht von Fahrbahnmarkierungen und Bitumenflickstellen aus.
- Bei landwirtschaftlichem Verkehr oder an Baustellen ist die Fahrbahn häufig verschmutzt.
- Je nach Jahreszeit können pflanzliche Produkte die Fahrbahn verunreinigen (Blütenstaub, Blätter, Früchte etc.). Einsetzender Regen sorgt dann für einen extrem glatten Schmierfilm.
- Bei Nässe sind Verschmutzungen der Fahrbahn besonders schlecht zu erkennen.
Achtung:
Bei zu niedrigen Reifentemperaturen kann es bei speziellen Gummimischungen, zum Beispiel für den Sporteinsatz, zum Glasverhalten kommen. Das Gummi ist zu hart, um sich mit der rauen Oberfläche zu verzahnen (blau). Erst mit steigender Temperatur bildet die warme Lauffläche des Reifens (rot) einen nahezu formschlüssigen Kontakt zur Straße.
Tipps zum Fahren bei besonderen Fahrbahnverhältnissen
Vor jeder Fahrt die Haftungsverhältnisse der Fahrbahn checken:
- Zur Überprüfung der Haftungsverhältnisse eignet sich das ABS besonders gut
- Der erforderliche Bremsdruck bis zum Einsetzen der Regelung ist ein Maß für die Haftreibung
- Bei glatter Straße eine entspannte und sanfte Fahrweise an den Tag legen
- Auf gute Kleidung, die trocken und warm hält, achten. Sie ist die Voraussetzung für einen entspannten und sanften Fahrstil
- Auf Gefahrzeichen achten!
Quelle: http://www.motorrad-sicherheitstrainings-auf-der-strasse.de/gst2011/trainingsmodule-2/fahrbahnbelag/
Wie entsteht Grip?
Die Haftreibung zwischen Reifen und Straße wird als Grip bezeichnet und ist bei allen Fahrsituationen unverzichtbar. Damit diese Verbindung möglichst viel Kraft übertragen kann, ist es notwendig, dass sich das mehr oder weniger weiche Gummi in den mehr oder weniger tiefen Poren des Asphalts verzahnen kann. Klares Ziel bei der Reifenentwicklung: eine möglichst gute Haftung bei nasser wie trockener Fahrbahn und das bei möglichst allen Temperaturbereichen und Straßenbelägen. Moderne Gummimischungen garantieren auch bei niedrigen Temperaturen eine sichere Radführung. Denn wäre die Gummimischung bei Kälte zu hart und spröde, man spricht von Glasverhalten, könnten sich die kleinen Spitzen des Asphalts, dessen Mikrorauigkeit, nicht mit dem Gummi verzahnen, die Haftung wäre dann miserabel. Je wärmer und somit viskoelastischer der Reifen wird, desto tiefer können sich die Asphaltspitzen in das Gummi bohren. Richtig griffig wird der Reifen jedoch erst, wenn er mit leichtem Schlupf, also einem minimalen Durchrutschen über die Verzahnung im Asphalt gleitet. Dabei verformt sich das Gummi, seine ursprüngliche Form nimmt es nur verzögert wieder an. Man spricht dann von der Gummi-Hysterese.
Verständlich wird dieser fremd klingende Begriff, wenn man den Daumennagel in einen warmen Sportreifen drückt und das Gummi den Abdruck des Nagels noch eine gewisse Zeit beibehält. Das Gegenstück des Reifens, die Straßenober fläche, weist je nach Beschaffenheit einen mehr oder weniger guten Reibbeiwert auf, der in der Einheit „µ“ gemessen wird und Einfluss auf die Schräglage und den Bremsweg hat. Auf Landstraßen kann der Grip zum Beispiel im Frühjahr besser sein als im Herbst, weil über den Winter die kleinen Wassereinschlüsse in der Straßenoberfläche, speziell in den runden Steinchen, durch den Frost aufbrechen und feine Spitzen ausbilden. Sind Salz und Staub erst einmal gründlich ausgespült, können sich die Reifen in diesen aufgerauten Oberflächen sehr effizient verzahnen. Leider polieren die Autoreifen auf viel befahrenen Kurvenstraßen diese Spitzen im Lauf des Sommers glatt, was den Grip wieder verschlechtert und das Fahrvergnügen und die Sicherheit reduzieren kann. Im rauen Rennstreckenbelag können sich weiche Gummimischungen bestens verzahnen. Zudem sickert bei Nässe das Wasser in die Vertiefungen. Auch der griffige Landstraßenasphalt bietet durch die Mikrorauigkeit beste Bedingungen für die zügige und sichere Kurvenfahrt.
Quelle: http://www.zweiradsicherheit.de/infos-grip.html